Florestan und Eusebius-Preis

Laudatio von Dr. Wolfram Graf

Der Tonkünstlerverband Hochfranken lobt im Jahr 2016 zum ersten Mal einen eigenen Preis, den „Florestan und Eusebius-Preis“, für einen Musiker / eine Musikerin beim Regionalwettbewerb Jugend musiziert aus. Dabei steht die Namensgebung des Preistitels auf mehreren Säulen, die gleichzeitig Impuls gebend wie Orientierung stiftend für den oder die Preisträger sein können.

In Florestan und Eusebius begegnen wir zwei Kunstfiguren des großen Komponisten und Musikschriftstellers Robert Schumann, welcher dieser nicht nur als doppelgesichtiges Spiegelbild seiner eigenen seelischen Befindlichkeiten angelegt hat, sondern damit auch eine Möglichkeit eröffnete, vielfältige und durchaus gegensätzliche Ausdrucksformen und Interpretationsmöglichkeiten in der Musik zu charakterisieren. Der extrovertierte, stürmische Florestan und der elegische, kontemplative Eusebius bilden gleichsam Pole, die sich in unterschiedlicher Form in den Werken der Komponisten wiederfinden. Und in Robert Schumann begegnet uns auch eine Persönlichkeit, der sich stets für den musikalischen Fortschritt seiner Zeit einsetzte, was aus unserer Perspektive ebenfalls richtungsweisend für jeden angehenden Musiker sein sollte.

Hinter den Phantasiegestalten Florestan und Eusebius – und das ist ein weiterer Anker unseres Preistitels – stehen zwei Figuren des großen romantischen Schriftstellers Jean Paul, der ja seine Heimat eine nicht unwichtige Zeit seines Lebens hier in der Region hatte. In seinem Roman „Flegeljahre“ – übrigens ein urmusikalisches Werk, in welchem ständig Bezüge zur Welt der Töne eingeflochten sind – finden wir die Zwillingsbrüder Walt und Vult, welche für Robert Schumanns Figuren sozusagen Pate standen. Kaum ein anderer Künstler seiner Zeit hat Jean Paul so leidenschaftlich gelesen und rezipiert wie Schumann. In Walt begegnet uns der romantische Schwärmer, der sensible Dichter und melancholische Träumer, und in Vult das genaue Gegenteil: ein Realist, Schalk und Satiriker – und er beherrscht das Flötenspiel. Also auch an dieser Stelle treten musikalische Gesten zutage, in denen sich nicht umsonst das vielschichtige Genie Schumann wiederfinden konnte.

Aus dieser Perspektive steht unser Preis für Vieles, was gerade für einen jungen und aufstrebenden Musiker bedeutsam sein kann:

  • für die Suche nach der Tiefenschicht eines Musikwerks im Hinblick auf die jeweiligen charakteristischen Inhalte und Verläufe in all ihrer Gegensätzlichkeit;
  • für die Suche nach dem eigenen Weg, der eigenen Persönlichkeit, gerade im Umgang mit Musik, die ein Spiegel sein kann des seelischen Befindens;
  • für die Offenheit Neuem Gegenüber, einem positiven Blick nach vorne, der sich stützt auf das Ausloten und Abwägen des Unbekanntem im Hinblick auf die jeweilige musikalische Gebärde;
  • und auch, in Jean Pauls Wirken begründet, für die Orientierung an den Ort, die Region, aus der heraus man sich entwickeln kann, die aber auch Heimat sein kann in einer späteren Zeit des Lebens, wo man sich vielleicht – und hoffentlich – gerne an diesen Augenblick und diesen Tag erinnert.

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